Mit dem Feierabendbier in der Hand beschimpfte ein Nationalrat am 14. Juni die Demonstrant*innen des feministischen Streiks in Bern als «Lesbenverein». Was als Beleidigung gemeint war, lief jedoch ins Leere.

Alessandra Widmer (sie/ihr), Autor:in von Alessandra Widmer (sie/ihr) | 16.06.2021

Mit dem Feierabendbier in der Hand beschimpfte ein Nationalrat am 14. Juni die Demonstrant*innen des feministischen Streiks in Bern als «Lesbenverein». Was als Beleidigung gemeint war, lief jedoch ins Leere. Denn in der Tat teilen die feministische und die lesbische Bewegung eine lange, gemeinsame Geschichte. Der Versuch, die Demonstrant*innen mit dem Wort “Lesbe” zu beleidigen, dürfte diese deshalb kalt gelassen haben. Die Lesbenorganisation Schweiz (LOS) solidarisiert sich mit den Teilnehmenden des feministischen Streiks und lädt sie zu einer Mitgliedschaft in ihrem «Lesbenverein» ein.

Wurden Begriffe wie «lesbisch» oder «schwul» früher vorwiegend als Schimpfworte verwendet, so haben sich Aktivist*innen und Organisationen diese Begriffe in den letzten Jahrzehnten zurückerobert. «Das Wort «Lesbe» hat auch heute noch politische Sprengkraft», sagt Tamara Funiciello, SP-Nationalrätin und Vorstandsmitglied der LOS. “Die vermeintliche Beleidigung des Nationalrates ging daneben. Aber wir wehren uns vehement dagegen, beschimpft zu werden: als Feministinnen oder als Lesben.”

Bisexuelle und Lesben erfahren auch heute noch Diskriminierung – nicht nur aufgrund ihres Frau-Seins sondern auch aufgrund ihrer romantischen und sexuellen Orientierung. Sie brachten diese doppelte Unterdrückung schon immer in die Frauenbewegung ein. Und auch im zeitgenössischen Feminismus sind lesbische, bisexuelle und queere Anliegen omnipräsent. Deshalb, so Funiciello, bekräftige Heer nur altbekannte Fakten. “Lesben sind und waren schon immer ein wichtiger Teil der feministischen Bewegung und stolz darauf.”

Bei der LOS sind die Teilnehmenden des feministischen Streiks jedenfalls herzlich willkommen: «Wir freuen uns als feministische Organisation über jede Aktivistin, die Teil unseres «Lesbenvereins» wird», sagt Alessandra Widmer, Co-Geschäftsleiterin der LOS.